Fahrtenberichte

Bericht: 14.08.2021 - Sau steil oder einfach nur senkrecht? - Klostertaler Klettersteig am Fallbach

Am Vortag der Unternehmung telefonierten sich die beiden Christians und Nils (Christian Spiegel, Christian Heck und Nils Feltgen) zusammen. Es war geplant die anstehende Tour, den Klostertaler Klettersteig am Fallbach bei Dalaas zu besprechen. Nach ein paar Diskussionen zur Ausrichtung des Klettersteigs wurde sich geeinigt, dass es schattig werden könnte. Nachdem dies und die Frage „Passt das Käsefondue-Set noch in den Kletterrucksack?“ geklärt war, endete auch schon der Tag.

Pünktlich zum Frühstück trafen sich die Bergfexen in der Leutkircher Außenstelle des Skiclubs. Von dort ging es mit kleineren Umwegen, die durch penetrantes Ignorieren der Ansagen des Navigationssystem zur Stande gekommen sind, zum Startpunkt an einen Wanderparkplatz bei Dalaas bei einer Höhe von 750hm.

Bei herrlichem Sonnenschein machte sich die Dreiergruppe in Richtung Einstieg zum Klettersteig auf. Der Zustieg war dank guter Wegführung schnell bewältigt. Zu unserer Verwunderung waren wir, außer drei weiteren Bergsteigern, die Einzigen am Steig. Der erste Eindruck, dass es schattig werden könnte, hat sich nicht bestätigt. Der Fels lag in der Sonne und glitzerte wie ein funkelnder Diamant. Nach einer Stärkung und der Anlage der Sicherheitsausrüstung bestehend aus Klettergurt, Klettersteig-Set und Helm gab es noch den obligatorischen Partnercheck, denn es heißt nicht umsonst „Erst Partner-Check, sonst Partner weg!“.

Der Klettersteig, welcher sich an der gewaltigen Fallbachwand mit dem gleichnamigen Wasserfall befindet, ist mit seinen 530hm im Verhältnis gesehen ein doch recht langer Klettersteig. Hinzu kommen technische Kletterpassagen mit dem Schwierigkeitsgrad C/D. Durch diese Kombination ist der Klettersteig nicht für Anfänger geeignet. Glücklicherweise sind die Christians und Nils alte Klettersteighasen.

Dann ging es auch schon los. Anfangs meist in eine Richtung, dabei war die Frage „Sau steil oder einfach nur senkrecht?“ - es war von beiden etwas dabei.

Im ersten Abschnitt, dem „Devil’s Start“ gab es bereits die erste Schlüsselstelle. Hierbei handelte es sich um eine Steilstufe die mit viel Kraft oder technischer Finesse überwunden werden musste. Der größere Teil der Gruppe entschied sich für die Variante mit viel Kraft. Es war vorhersehbar, da es üblich ist in den ersten Abschnitten von Klettersteigen schwere Passagen einzubauen, damit ungeübte Bergsteiger zeitig abbrechen. Denn auch hier heißt es „Ein guter Bergsteiger ist ein alter Bergsteiger.“

Der zweite Abschnitt mit der Bezeichnung „Bella Vista“ zeichnete sich durch flachere plattenähnliche und glatte Felsformationen aus. Hier war die Herausforderung genug Druck auf die Sohlen aufzubauen, um nicht wegzurutschen und gleichzeitig aufwärtszukommen. Anschließend ging es in den Abschnitt „See Spray“, der die erste Möglichkeit zur Rast gab. Diese nutzen die geforderten Alpinisten gerne. Der Platz bot sich perfekt zum Verweilen an. Man hatte von dort eine grandiose Aussicht auf den Fallbach, der sich neben dem Klettersteig auf gesamter Länge in die Tiefe stürzt, und dem Klostertal im Hintergrund.

Der vierte Anschnitt „Dirty Shoe Corner“ erhielt wohl seinen Namen durch ausrangierte Kletterschuhe, die in diesem Abschnitt den Klettersteig zierten. Zudem wurde es wieder steiler und man stellte sich erneut die Frage, ob dies wohl schon wieder senkrecht ist. Zudem brutzelte zu diesem Zeitpunkt die Sonne mit allem was sie hatte auf die Kletterer und den Fels ein. Anders als bei der Planung gedacht, lag der Klettersteig den ganzen Vormittag in der Sonne.

Der Zielabschnitt mit dem Titel „Stairway to Heaven“ zog sich und forderte die kleine Gruppe erneut. Es ging überwiegend senkrecht mit leichtem Übergang. Langsam wurden die Arme schwer und die Fingerkraft ließ nach. Die letzten Meter aber kommen dann doch immer überraschend und vergehen im Flug. Vorbei an Latschenkiefern, die gekonnt an der Felswand wuchsen, endete der Klettersteig.
Die Klettersteigausrüstung wurde abgelegt, die nassen Klamotten soweit möglich ausgetauscht und etwas Pause gemacht. Nun gab es zwei Optionen, den Abstieg in das Tal oder weiter bergauf Richtung Gipfel. Die Entscheidung war schnell getroffen, es sollte ein Aussichtspunkt auf der Höhe des Schwarzhorn mit 1883hm sein.

Hochmotiviert und ekstatisch starteten die Jungs den Anstieg. Anfangs ging es durch stark durchfeuchtete Waldgebiete, die angenehmen Schatten spendeten. Nach und nach wurde die Landschaft offener und es trieb die Gruppe an einer Bilderbuchalm, umgeben von weiten Bergwiesen, hinauf. Ab dort musste jeder Fuß mit Bedacht gesetzt werden, da der gesamte Weg mit Kuhfladen gespickt war. Ab dann änderte sich die Landschaft nicht wirklich. Nach weiteren Höhenmetern und unzähligen Viehsperren erreichten die Unternehmung den angepeilten Aussichtspunkt.
Dies wäre der perfekte Zeitpunkt für das Käsefondue, was allerdings leider nicht mehr in den Kletterrucksack passte.

Nach einer weiteren Fotosession und kurzem Krafttanken ging es zum Abstieg. Die erste Hälfte des Abstiegs war recht unspektakulär, da diese dem Aufstieg glich. In der zweiten Hälfte ging durch schattigen Wald, den alle Beteiligten sehr begrüßten. Auch hier gab es trotz ausgeschildertem Wanderweg immer wieder Schlüsselstellen, die zu bewältigen waren. Dabei handelte es sich um Abschnitte, in denen der Wanderweg stark ausgewaschen war. Hier wurde erneut eine sehr hohe Trittsicherheit gefragt. Zudem wurde es in dieser Hälfe des Abstiegs immer steiler, sodass an manchen Schlüsselstellen Leitern installiert waren, um diese überwinden zu können. Auf den letzten Meter im Wald ging es noch über wackelige Balken, die definitiv schon bessere Tage gesehen hatten. Dies sollte dann aber auch die letzte Schlüsselstelle gewesen sein. Zum Bedauern der Gruppe war mit dem Verlassen des Waldes die pralle Sonne wieder da und gab sich alle Mühe, den Jungs einzuheizen.
An dieser Stelle gab es kurze Recherchen nach einer Wirtschaft, in die man einkehren könnte, um den Tag Revue passieren zu lassen. Da die Auswahl in der Umgebung stark eingeschränkt war, entschloss sich die Gruppe, das verdiente Feierabend-Bierchen in der Leutkircher Außenstelle zu genießen. Glücklich und zufrieden legten die Christians und Nils die letzten Meter bis zum Parkplatz auf einem gut ausgebauten Fernwanderweg zurück, um anschließend die Heimreise anzutreten. Somit ging ein erfolgreicher Tag in den Bergen vorbei.