Fahrtenberichte

Bericht: Skitour für Einsteiger in Obermaiselstein 30.01. - 02.02.2014

Vereine gibt es ja viele in Deutschland, so um die 600.000, niemand hat sie je genau gezählt, aber der Skiclub Friedberg ist etwas ganz Besonderes. Das zeigt sich nicht nur daran, dass hier zu den alpinen Skidisziplinen auch Wandern, Tanzen und Volleyball dazugerechnet werden. Nein, der Skiclub Friedberg hat seine südlichste Außenstelle im Allgäu mit den sportlichen Leitern Christoph Lindenmann und Christian Spiegel, die ihrer alten Wetterauer Heimat so verbunden sind, dass sie auch noch Jahre nach dem Umzug in den Süden ein echtes Skihighlight anbieten, nämlich jährlich eine 4-tägige Skitour im Allgäu.

Die Skitouren von Christian & Christoph, mittlerweile im x-ten Jahr angeboten, sind zurecht so beliebt, dass es dieses Jahr 2 Touren gibt: eine für Einsteiger und eine für Fortgeschrittene. Da meine Fortschritte auch im 3. Jahr Skitouren noch eher zaghaft sind, darf ich nun von der Einsteigertour berichten.

Wie immer sind die Touren perfekt vorbereitet. Auf der Ausrüstungsliste stehen aber nicht nur so nette Urlaubsvorfreudendinge wie Sonnenbrille, Sonnenhut und Papiertaschentücher für die Freudentränen, sondern der Ernst der Lage wird an Ausrüstungen deutlich wie Blasenpfaster, Erste Hilfe Set und nein, kein Lawinensuchgerät, die Lawinen sind leicht zu finden, sondern ein VS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät). Die Ausrüstungsliste schicken die beiden aber immer schon Monate vorher, sodass derjenige, den das schreckt (Lawinenschaufeln und Lawinensonden gehören auch dazu), noch rechtzeitig abspringen kann. Die Anzahlung ist dann meist schon geleistet, und eine Spende für den Skiclub dient ja sicher einem guten Zweck.

Aber nun zur Tour: es ging damit los, dass Nina eine Mail an alle schrieb und nach einer Mitfahrgelegenheit fragte. Juan und ich boten das schnell an, aber Vaterij und Siarhei schrieben ihr: "Wir (zwei Herren von etwas über 50 Jahren)…". Da waren Juan und mir klar, dass wir alleine anreisen würden. Zum Trost reiste ich bereits am Mittwochabend an. Das Hotel war das Relaxhotel Nebelhorn in Obermaiselstein, erst seit kurzem betrieben vom Norwegischen Paar Ann-Karin und Peter Bolte. Die betreiben Ihr kleines, aber feines Hotel mit soviel Engagement und leckerem Essen, dass es auch ohne eine Skitour einen Besuch lohnt. Aus lauter Begeisterung schrieb ich schon vor der Ankunft der anderen an die Gruppe: "Liebe Tourgeher, ich bin schon gestern Abend gekommen, weil ich kurzfristig noch einen Geschäftstermin in München hatte. Lasst Euch sagen: es ist so klasse hier! Alleine für das Frühstück lass ich jedes 5* Hotel dieser Welt links liegen. Selbstgemachte Konfitüren, pürierte Fruchtcocktails, Obstsalat mit ein wenig Sternanis, Rührei genau wie Dus magst, und alles dekoriert wie ein kleines Kunstwerk. Könnt Euch schon mal drauf freuen!"

Bis Donnerstagmittag trudelten dann alle ein und nach einer kurzen Einweisung von Christian und Christoph über die Gefahren und Herausforderungen am Berg ging es dann ins Skigebiet Grasgehren, wo dann die Skitourenausrüstung abgeholt werden konnte und es von dort aus mit einer leichten Einstiegstour gleich losging. Ziel war nicht das Friedberger, sondern ca. 400 hm das Riedberger Horn (1787m). Diese kleine erste ca. 400 hm Donnerstagstour ist hilfreich um mit der Ausrüstung und dem Gehen auf Fellen vertraut zu werden, bei besonderer Beachtung der Spitzkehren. Bei der Spitzkehre ist es die Kunst um fast 180 Grad den Hang zu kreuzen ohne dabei a) hinzufallen b) im Schnee stecken zu bleiben oder c) die Gruppe dahinter so lange aufzuhalten, dass die Vorderleute schon auf dem Gipfel sind. Auf dem Gipfel blies ein kräftiger Wind, sodass mitgebrachte Tees einen echten Zweck erfüllten. Als erstes werden auf dem Gipfel allerdings die Felle heruntergezogen, denn es sieht wirklich blöd aus, wenn man versucht, mit den Fellen wieder herunterzufahren. Diese Blöße wollte sich diesmal niemand aus der Gruppe geben.

Wenn es beim Aufstieg schon leichte Kompetenzdifferenzen bei den Spitzkehren gab, so wurde das bei der Abfahrt vom Gipfel besonders deutlich. Es gibt da immer einen Teil der Gruppe, die egal bei welchem Gefälle den Tiefschnee elegant den Hang herunterwedelt. Und es gibt eine zweite Gruppe, zu der leider ich gehöre. Am Ende kamen wie immer irgendwie alle runter, manche eben mit etwas mehr Schnee an den Klamotten als andere. Tiefschnee hat halt die Eigenschaft, dass Kurvenfahren etwas anders geht als auf den perfekt mit Raupen bearbeiteten Pisten.

Am Freitag ging es dann für die meisten von Balderschwang über die Burgel Hütte auf den Feuerstätterkopf (1645m). Diesmal eine geteilte Abfahrt: eine Hälfte der Aufstiegsspur folgend zur Burgel Hütte, die andere Hälfte den rassigen Osthang mit frischem Pulver zur Burgel Hütte. An der Burgel Hütte gab es nach einer Stärkung das zu jeder Tour von Christian und Christoph durchgeführte Lawinenverschüttendensuchtraining. Obgleich alle Ausrüstung auf dem neuesten Stand ist, beschleichen uns dann echte Zweifel, ob wir es in wenigen Minuten schaffen, nicht nur die verschütteten zu finden, sondern auch auszugraben, bevor die Überlebenschancen rapide sinken. Wir verlassen uns dann auf die gute Vorbereitung durch Christoph und Christian, die fleißig Lawinenberichte hören, die passenden Routen gehen und auch die Tageszeit berücksichtigen. Nachmittags kann es da schon mal kritischer werden, wenn die Sonne schön scheint. Die weitere Abfahrt war dann der Aufstiegsspur folgend zur Belohnung durch kurze Waldstücke und Lichtungen im Pulverschnee.

Ich selber war an dem Tag mit ner Erkältung leicht angeschlagen und besuchte als kleinen Ausgleich die Sturmannshöhle in Obermaiselstein. 120 Millionen Jahre Geschichte und alte Sagen warten da und es ist ein Highlight im Allgäu, das ich jedem nur empfehlen kann. Über 140 Stufen geht's vorbei am Drachentor bei konstant 4 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit hinunter in den Höhlenkessel zum Höhlensee.

Am Samstag ging es dann von Obermaiselstein über das Bolgental auf den Wannenkopf (1712m). Das Wetter war ein Traum, und am Gipfel hatten wir wegen des Föhns herrliche Ausblicke auf Gipfel und Täler. Wir wollten kaum runter, aber irgendwann wird's dann doch Zeit zu fahrn. Lästig dabei sind manchmal die schmalen Waldwege, aber auch da zeigt sich, wer kann und wer noch übt.

Am abschließenden Sonntag machten wir es uns etwas einfacher. Mit dem Bus ging es erstmal bequem auf den Riedbergpass. Vom inzwischen bekannten Skigebiet Grasgehren noch einmal auf den Wannenkopf (1712m). Das Wetter war jetzt bedeckt und leicht nebelig, also trotz gleichem Gipfel eine völlig andere Tour.

Am Ende klammen dann alle mehr oder weniger heile unten an und so ging es dann wieder nach Haus. Wir freuen uns schon jetzt wieder aufs nächste Jahr und der eine oder andere von uns vielleicht auch mal auf einen kleinen Spezialtiefschneekurs. Jedenfalls an dieser Stelle herzlichen Dank an Christian, Christoph und auch an Nicole, die eine schöne Bilderwebseite eingerichtet hat.  

Text: Bodo Herlyn